Strategien der Informationsverarbeitung und das veränderte Kommunikationsverhalten bei der Nutzung moderner Medienkanäle

Mit der zunehmenden Nutzung moderner Medien offenbaren sich auch vermehrt Schattenseiten der Kommunikation per Email, Messengerdiensten, Blogs und SMS. Die Menge von Emailnachrichten führt zu Kommunikationsoverload, eine missverständliche Zeile beim Chatten belastet eine Beziehung und Probleme Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, führen zu einem Gefühl der Überforderung. Welche Strategien der Nutzer bei der Informationsverarbeitung ermöglichen es mediale Einschränkungen in den modernen Medien aktiv zu kompensieren? Das Verständnis von Kommunikationsprozessen, den Effekten und Folgen bildet den ersten Schritt für die Lösung von Kommunikationsproblemen, die bei der Nutzung moderner Medienkanäle auftreten. Doch wie sehen diese Kommunikationsprozesse tatsächlich aus? Wie beeinflusst die Interaktion in diesen Medien den Austausch? Welche Erkenntnisse liegen darüber vor? Um mich Antworten auf diese Fragen anzunähern, befasse ich mich in diesem Beitrag zunächst allgemein mit Kommunikationsprozessen, Sprache und dem Kanal einer Interaktion. Demfolgend betrachte ich die Kommunikationsbedingungen und insbesondere die kanalreduzierte Kommunikation im Speziellen. Die veränderten Umstände bei der Interaktion in den modernen Medienkanälen bedingen ein verändertes Kommunikationsverhalten. Das „Überfliegen“ von Texten und die Möglichkeit der Rückschau als ein Beispiel der veränderten Rolle des Geschriebenen als formal fixiertes Schriftstück verdeutlichen das sich wandelnde Kommunikationsverhalten. Dies ist ebenfalls im Zusammenhang mit einem veränderten Backchannel-Feedback zum Beispiel von Emails und SMS-Nachrichten zu beobachten. Nachrichten können nun auch lange im Nachhinein noch abgerufen werden. Die Vermündlichung der Schriftkommunikation mit zahlreichen Soundwörtern und Emoticons ist ein weiteres Beispiel für die Strategien der Nutzer bei der Informationsverarbeitung. Hierbei erscheint jedoch ein gemeinsames Verständnis der Kommunikationspartner zum einen über die Bedeutung der Zeichen und zum anderen über die Nutzung eines Mediums für eine dauerhaft erfolgreiche Interaktion unerlässlich.

Das Verständnis von Kommunikationsprozessen, Sprache und Kanal – Grundlage für die Lösung von Kommunikationsproblemen

Kommunikationsprozesse beruhen auf Zeichensystemen. Der Begriff der Sprache als Zeichensystem wurde maßgeblich von Ferdinand de Saussure geprägt. Sprache ist die wichtigste Basis der menschlichen Interaktion (vgl. Wittgenstein 2004: http://www.gutenberg.org/etext/5740).

[quote] „Sprache ist eine ausschließlich dem Menschen eigene, nicht im Instinkt wurzelnde Methode zur Übermittlung von Gedanken, Gefühlen und Wünschen mittels eines Systems von frei geschaffenen Symbolen.“ (Sapir zitiert nach Lyons 1992: 13) [/quote]

Sprache ermöglicht die Darstellung eines vereinfachten Abbilds der Wirklichkeit. Sie ist ein Präsentationssystem in dem Sinne, dass zum Beispiel das Wort „Apfel“ ein Zeichen für den Apfel an sich ist (vgl. Wittgenstein 2004). Sprache ist nichts Starres, Unveränderbares, sondern wandelt und entwickelt sich fortlaufend (vgl. Coseriu 1974). Die Sprechakttheorie von Langshaw Austin (1962) und Searle (1969) gestattet durch die Unterteilung eines Sprechaktes die Betrachtung eines intendierten Sprechaktes im Gegensatz zu einem tatsächlich vollzogenen Sprechakt und ermöglicht den Blick auf ursächlich außersprachliche Kommunikationsprobleme und somit auch auf Kommunikationsprobleme wie sie bei der Nutzung der Kanäle im Internet auftreten können.

[quote] Nach Austin existieren Lokution (grammatisch-syntaktisch korrekte Satzstruktur, gebildet durch Lautbildungen, und eine Aussage), Illokution (Intention des Sprechers, gestützt durch Mimik, Gestik, Intonation), Perlokution (beabsichtigte Wirkung beim Empfänger, und ob dieser dies versteht und ob diese erreicht wird) … Eine Sprechhandlung (also ein Sprechakt) besteht nach [Searle] … aus bis zu vier Teilhandlungen, wobei eine Perlokution nicht immer vorliegen muss. Die vier Teileakte (nach Searle) sind: Lokution (grammatisch-syntaktisch korrekte Satzstruktur, gebildet durch Lautbildungen), Proposition (Aussage über die Welt bestehend aus Referent (Subjekt) und Prädikation (Objekt)), Illokution (Intention des Sprechers, gestützt durch Mimik, Gestik, Intonation), Perlokution (beabsichtigte Wirkung beim Empfänger, und ob dieser dies versteht und ob diese erreicht wird). (Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Sprechakttheorie, Version 19:57, 30. Apr 2006) [/quote]

Kommunikationsbedingungen in modernen Medien

Der Kanal spielt bei der computervermittelten oder medienvermittelten Kommunikation als Einflussfaktor eines Kommunikationsprozesses eine zentrale Rolle. Die Kommunikationstheorie von Watzlawick (1967) lenkt den Blick auf verschiedene Einflussparameter einer Kommunikation zwischen Sender und Empfänger. Eine Interaktion findet auf verschiedenen Ebenen statt – der verbalen, nonverbalen und inhaltlichen bzw. relationalen Ebene. Bei der kanalreduzierten Kommunikation werden einzelne Ebenen ausgeblendet oder zumindest abgeschwächt, andere Ebenen können stärker in den Vordergrund treten.

Ein wichtiger Unterschied bei der Kommunikation in modernen Medienkanälen ist, dass die örtliche körperliche Kopräsenz im Gegensatz zur Face-to-Face-Kommunikation nicht gegeben ist. Die Kopräsenz in der synchronen Kommunikation ist nur kanalgebunden möglich und findet unter den Bedingungen der computervermittelten oder medienvermittelten Kommunikation – kanalreduziert – statt (vgl. Döring 2003: 38ff). Die kanalreduzierte Kommunikation über ein Medium beeinflusst unweigerlich die Kommunikationsweise (vgl. Döring 2003: 149). Im internetbasierten Schriftaustausch können zum Beispiel Probleme auftreten, da die Implikatur (Grice 1993) des Senders nach Austin (1962) nicht unbedingt vom Empfänger genauso wahrgenommen wird. Die Implikatur erlaubt es einem Sprecher, mehr zu kommunizieren als seine Wörter es in ihrer Bedeutung an sich ermöglichen (Grice 1993). Es ermöglicht ihm das Gesagte kontextuell anzureichern – indem er etwas impliziert. Dies ist bei der Kommunikation im Internet umso schwieriger, da Austauschprozesse und Beziehungen sich hier ganz anders gestalten, als in der verbalen Kommunikation. Ausdrucksmöglichkeiten im Internet sind heute zwar nicht mehr nur auf Texteingabe beschränkt, Ton- und Videokontakte werden mit der Verfügbarkeit von Breitbandverbindungen zunehmend häufiger – doch bleibt die hauptsächliche Kommunikationsform (voraussehbar) auch weiterhin der schriftliche Austausch (vgl. Krempl 2003). Insbesondere bei der Schriftkommunikation äußert sich die ‘Kanalreduktion’ im Fehlen auditiver, visueller, olfaktorischer oder taktiler Faktoren (vgl. Döring 2003: 149).

Die neuen Kommunikationsmöglichkeiten haben nicht nur zu einer schnelleren Zustellung von „Botschaften“ geführt, sondern auch zu einer Zunahme der zu verarbeitenden Informationen. Zahlreiche Informationen müssen in kurzen Zeiträumen verarbeitet werden. Nicht ausschließlich die Qualitäten, wie die schnelle Übertragbarkeit von digitalen Daten, auch die zu verarbeitenden Quantitäten von Informationen, beeinflussen das Nutzungsverhalten (vgl. Döring 2003: 161). Mit der zunehmenden Nutzung steigt ferner die Eigenproduktion von Texten an. Emails werden gelesen und müssen beantwortet werden, Blogeinträge werden verfasst und SMS-Nachrichten verschickt. Diese Massen-Interaktion macht den Zeitgewinn von Emails gegenüber Briefen, von SMS gegenüber Telegrammen, von Blogs gegenüber Zeitungen teilweise zunichte (vgl. Krempl 2003). Der Stellenwert des Geschriebenen, als schriftlich Fixiertes und Manifestiertes, nimmt hierdurch unweigerlich ab. Denn, mit der zunehmenden Textproduktion in Emails und Chats nimmt auch die (genaue) Rezeption des Geschriebenen ab. Die zur Verfügung stehende Zeit des Menschen ist beschränkt und die Aufnahmefähigkeit begrenzt. Die neuen modernen Medien manifestieren sich im täglichen Gebrauch somit nicht als Ersatz traditioneller Medien sondern vielmehr als Ergänzung zu den bestehenden individuellen Kommunikationskanälen. Sie substituieren diese nur teilweise.

Im Hinblick auf die Kommunikation in modernen Medien rücken folgend Strategien der Nutzer um Restriktionen kanalreduzierter Kommunikation auszugleichen ins Blickfeld.

Strategien der Informationsverarbeitung der Nutzer der modernen Medien

Die veränderten Qualitäten und Quantitäten von Kommunikationsprozessen haben Auswirkungen auf die Art und Weise der Kommunikation. Um das gestiegene Datenvolumen zu verarbeiten, nutzen Interaktionspartner neue Strategien der Informationsverarbeitung (Döring 2003:162). Die ‘Theorie der Informationsverarbeitung’ besagt, dass Menschen „ihr Kommunikationsverhalten in der Weise auf die technischen Systemeigenschaften [abstimmen können], dass mediale Einschränkungen hinsichtlich der Informationsfülle aktiv kompensiert werden.“ (Döring 2003:161) Welche Strategien lassen sich nun herausfiltern? Kann diese Kompensation festgestellt werden? Wie geschieht sie?

Das „Überfliegen“ von Texten und die Möglichkeit der Rückschau als ein Beispiel des veränderten Backchannel-Feedbacks

Strategien der Informationsverarbeitung zeigen sich beispielsweise darin, dass das „Überfliegen“ von Texten – die oberflächliche Betrachtung zunimmt. Der Nutzer weiß, dass er im Bedarfsfall jederzeit die Möglichkeit hat Informationen erneut abzurufen. Durch die Digitalisierung der Inhalte ergibt sich die Möglichkeit der Rückschau (vgl. Döring 2003: 157). Digitale Daten können ohne großen Aufwand archiviert und noch lange nach dem Empfang rezitiert werden. Die Archivierung von Email-Nachrichten gestattet zum Beispiel die Revision alter Nachrichten und die Suche nach Stichwörtern, Datum, Absender, Empfänger etc.. Derartige Möglichkeiten der Kommunikationsprozesse in den modernen Medien unterscheiden sich grundlegend von anderen Kommunikationsformen in ihrem Backchannel-Feedback (Kanal-Rückkopplung) (vgl. Clark & Brennan 1991: 143f). Die folgende Tabelle verdeutlicht unterschiedliche Eigenschaften von Kommunikationsformen und -kanälen in Bezug auf das Backchannel-Feedback.

Constraints Medium

Copresence

(körperlich)

Visibility

Audiblity

Contemporality

Simultaneity

Sequentiality

Reviewability

Revisibility

Face-to-Face

*

*

*

*

*

*

Video-Conference

*

*

*

*

*

Telephone

*

*

*

*

Terminal Teleconference

*

*

*

Answering Machine

*

*

Email / Mailingliste

*

*

Letter

*

*

SMS

*

*

Backchannel-Feedback bei unterschiedlichen Individualmedien (verändert und ergänzt nach Clark & Brennan 1991: 142)

Synchrone und Asynchrone Internetkommunikation und die Vermündlichung der Schriftkommunikation

Im Internetzeitalter ist ferner zunehmends zu beobachten, dass sich vermehrt bisher ausschließlich mündliche Komponenten auch in der Schriftkommunikation etablieren. Die synchrone Kommunikation im Chat gleicht zum Beispiel einem mündlichen Gespräch mehr als der asynchronen Kommunikation im Briefverkehr. Hier spiegelt sich der schnellere Kommunikationsfluss wieder. Texte werden nicht nur schneller gelesen, sondern auch schneller geschrieben. Eine derartige Strategie erfordert weniger Zeit und Anstrengung. In der Vergangenheit ging mit dem Aufkommen der verstärkten Schriftkommunikation die Dimension des Unmittelbaren verloren (vgl. Krempl 2003).

[quote] „War es in oralen Gesellschaften selbstverständlich, dass der Erzähler mit dem Publikum interagierte und jederzeit auf dessen Bedürfnisse eingehen und auf die Reaktionen der Zuhörer seinerseits wiederum reagieren konnte, so ändert sich diese Unmittelbarkeit mit dem Aufkommen der Schrift.“ (Sandbothe 1997: 149) [/quote]

Mit der Möglichkeit der Echtzeitkommunikation (synchrone Kommunikation), wie in Chats, erhält die Textkommunikation nun eine zeitaktuelle Dimension. Denn das Verfassen und Lesen von Texten, sowie eine Reaktion darauf finden hier nicht mehr zeitversetzt (asynchron) statt, bzw. die Antwortzeiten verkürzen sich (vgl. Krempl 2003). Die folgende Tabelle zeigt eine Auswahl synchroner und asynchroner Möglichkeiten der Kommunikation im Internet.

Kommunikationstyp

Asynchrone Internetkommunikation

Synchrone Internetkommunikation

Individualkommunikation (interpersonale Kommunikation

1:1

Email

VoIP-Telefonie (Internettelefonie)

Instant-Messaging

Chats

Gruppenkommunikation

n:n

Mailinglisten

Newsgroups

BBS (Bulletin Boards)

Internetgames

Peer-to-Peer-Netzwerke (Tauschbörsen)

Chats

Massenkommunikation

1:n

Websites

Blogs

Podcasts

Wikis

Websites

Blogs

Podcasts

Wikis

Tabelle: Auswahl asynchrone und synchrone computervermittelte Kommunikation (vgl. Döring 2003: 125, verändert und angepasst)

Die Kommunikationspartner haben in der Onlinekommunikation die Möglichkeit auf die Botschaft des Gegenübers ohne Zeitverzögerung zu reagieren. Hierdurch verkürzt sich jedoch ebenso die Zeit für eine aktive Reflektion. Über Geschriebenes in einem Chat kann nicht mehr genauso reflektiert werden, wie dies im Briefverkehr möglich ist (vgl. Döring 2003: 434ff). Verfügen die Kommunikationspartner nicht über ähnliche Vorstellungen bei der Mediennutzung, können hier Kommunikationsprobleme auftreten. Die Schriftkommunikation ist zudem limitiert, da Mimik, Gestik und Betonung, die auch die semantische Botschaft einer Aussage geradezu ins Gegenteil verkehren können, wegfallen (vgl. Weinreich 1997: 14f). Dennoch nach der Theorie der sozialen Informationsverarbeitung, können Menschen diese Beschränkungen durchaus aktiv kompensieren. Welche Möglichkeiten bieten sich dem Nutzer um diese Restriktionen auszugleichen? Oft spielen Emoticons und Soundwörter in der Schriftkommunikation im Internet oder per SMS ein Rolle. Die folgende Tabelle bietet einen Überblick über Kompensationsmöglichkeiten medienvermittelter Schriftkommunikation.

Face-to-Face-Kommunikation,

Nonverbale Eindrücke

Computer- und medienvermittelte Schriftkommunikation,

Substitute

auditiv

visuell

olfaktorisch

taktil

Soundwörter/Emoticons

Aktionswörter/Emoticons

Aktionswörter/Emoticons

Aktionswörter/Emoticons

Tabelle: Kompensationsmöglichkeiten medienvermittelter Schriftkommunikation (spezifiziert und verändert nach Weinreich 1997: 15)

Derartige Substitute können zwar nicht die mannigfaltigen Ausdrucksmöglichkeiten menschlicher Mimik und Gestik ersetzen. Limitationen computervermittelter Kommunikation können mit ihrer Hilfe jedoch teilweise ausgeglichen werden. Die computer- oder medienvermittelte geschriebene Interaktion, die Internetsprache (vgl. Döring 2003: 182), wie zum Beispiel in Emails, Chats und Text-Messages, weist Elemente (und somit Kommunikationsweisen) auf, die so in der verbalen, bzw. bisher vorherrschenden (vergleichbaren) Schriftsprache (zum Beispiel in Briefen) kaum oder gar nicht auftraten (vgl. Manzenreiter 2002).

Manzenreiter (ibid.) beschreibt kulturbezogene Unterschiede zwischen Emitocons des westlichen Kulturkreises (USA/Europa) und Japan. Er weist darauf hin, dass derartige Zeichen kulturabhängig sind und ein gemeinsames Verständnis der Emoticons für eine erfolgreiche Kommunikation grundlegend ist. Ein oft unausgesprochenes Verständnis zwischen Interaktionspartnern muss genauso über die Art und Weise der Nutzung der Kommunikationskanäle vorliegen. Dies kann zum Beispiel Fragen der Häufigkeit betreffen – wie häufig werden Emails abgerufen? Was erwartet der andere? Wie schnell antwortet man? Bereits Watzlawick weist darauf hin, dass auch die Frage, wie schnell oder langsam eine Antwort erfolgt, eine Nachricht beinhalten kann. Und auch eine Nicht-Beantwortung einer Nachricht beinhaltet eine Botschaft. „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ (Watzlawick, http://de.wikiquote.org/wiki/Paul_Watzlawick, Version 15:47, 14. Apr 2006)

Fazit

Die Bedingungen bei der Interaktion in modernen Medien bedingen ein verändertes Kommunikationsverhalten. In dem Beitrag konnten einige Strategien, die es ermöglichen mediale Einschränkungen aktiv zu kompensieren, identifiziert werden. Diese betreffen zum einen Strategien die kanalreduzierte Kommunikation auszugleichen, zum anderen betreffen sie individuelle Probleme, wie zum Beispiel bei Kommunikationsoverload. Es zeigt sich zum Beispiel, dass das „Überfliegen“ von Texten zunimmt, um das Volumen des gesteigerten Datenflusses bewältigen zu können. Doch durch ein oberflächliches Lesen können neue Kommunikationsprobleme entstehen. Die Möglichkeit der Rückschau, Überprüfung und das Nachlesen wichtiger Nachrichten wirken diesem Trend jedoch entgegen. Eine Lösungsstrategie um verbale Ebenen der Kommunikation ausgleichen zu können, stellen ferner Emoticons und Soundwörter dar. Sie ermöglichen eine partielle Substitution verbaler Kommunikationsweisen. Ein gemeinsames Verständnis über die Bedeutung der oft kulturgebunden Zeichen ist dabei für die Interaktion notwendig. Ebenfalls grundlegend für eine dauerhaft erfolgreiche Kommunikation ist ein derartiges Verständnis über die Art und Weise der Nutzung von Kommunikationskanälen. Die Definition gemeinsamer Richtlinien der Nutzung ist zweckmäßig, um Kommunikationsproblemen vorzubeugen, beziehungsweise sie zu lösen. Es erscheint sinnvoll diese durch Metakommunikation – also eine Kommunikation über die Kommunikation – zu erreichen. Denn nur ein grundlegendes Wissen und gemeinsames Verständnis über die Möglichkeiten und Restriktionen der Kommunikation über die neuen Medienkanäle kann letztendlich helfen, Probleme, die zum Beispiel durch unterschiedliche Erwartungen der Kommunikationspartner herrühren, zu vermeiden.

 

 

 

Referenzen

Austin, J.L. (1962): How to do things with Words. Oxford: Clarendon Press.

Clark, H.H., Brennan, S.E. (1991): Grounding in communication. In: Resnick, L.B. Levine, J. M, Teasley S. D.: Perspectives on socially shared cognition. Washington, DC: APA Books: 127-149.

Coseriu, E. (1969) Sincronía, diacronía e historia. El problema del cambio lingüístico. Montevideo. Deutsche Übersetzung: Sohre, H. (1974): Synchronie, Diachronie und Geschichte. Das Problem des Sprachwandels. München: Fink.

Döring, N. (2003): Sozialpsychologie des Internet. Die Bedeutung des Internet für Kommunikationsprozesse, Identitäten, soziale Beziehungen und Gruppen (2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage). Göttingen: Hogrefe.

Grice, H. Paul (1993 ): Logic and Conversation. In: Cole/Morgan (Hrsg.): Speech acts (=Syntax and Semantics, 3), S. 41-58.

Krempl, S. (2003): Schrift und Verschriftlichung. http://viadrina.euv-frankfurt-o.de/~sk/soemz03/schrift.html.

Lyons, J. (1992): Die Sprache. München: C.H. Beck.

Manzenreiter (2002): Virtuelle Gemeinschaften oder lonesome otaku: Zur sozialen Integrationskraft des Internet in Japan. In: Günter Schucher (Hrsg.): Asien und das Internet. Hamburg.

Sandbothe, Mike, (1997): „149“. In: Beck, K., Vowe B. (Hrsg.): Computernetze – ein Medium öffentlicher Kommunikation? Berlin: Volker Spiess.

Searle, J. R. (1969): Speech Acts. Cambridge 1969; deutsch Sprechakte. Frankfurt 1983.

Watzlawick, P., Beavin, J.H, Jackson D.D., (1967, 2000): Pragmatics of Human Communication. A Study of Interactional Patterns, Pathologies, and Paradoxes. New York.

Weinreich, F. (1997): Modernde Agoren. Nutzungsweisen und Perspektiven von Mailboxsystemen. Wiesbaden: Deutscher Universitäts Verlag.

Wikipedia (Version 19:57, 30. Apr 2006): Sprechakttheorie. http://de.wikipedia.org/wiki/Sprechakttheorie.

Wikiquote (Version 15:47, 14. Apr 2006): Paul Watzlawick. http://de.wikiquote.org/wiki/Paul_Watzlawick.

Wittgenstein, L. (2004): Tractatus Logico-Philosophicus. In: Gutenberg Project: http://www.gutenberg.org/etext/5740.