Der Kampf um die Sägespäne auf dem Schreinerhof in Hezarak

Meinen Container dämme ich im unteren Bereich einfach mit Sägespänen. Das ist nicht ganz so toll, aber besser als Luft, die frei zirkulieren kann. Ich habe mehrere Leute gefragt, welche ich dafür nehmen kann. Sie haben mir etwas gezeigt, aber zwei Tage später kam einer von NGE und meinte, das hätte er sich extra für sich bereitgestellt. Ich habe mich entschuldigt, gesagt, wie viele Säcke ich genommen hatte und angeboten, zu bezahlen (ich dachte erst, er gehöre zu der zweiten Schreinergruppe).

Meinen Container dämme ich im unteren Bereich einfach mit Sägespänen. Das ist nicht ganz so toll, aber besser als Luft, die frei zirkulieren kann. Ich habe mehrere Leute gefragt, welche ich dafür nehmen kann. Sie haben mir etwas gezeigt, aber zwei Tage später kam einer von NGE und meinte, das hätte er sich extra für sich bereitgestellt. Ich habe mich entschuldigt, gesagt, wie viele Säcke ich genommen hatte und angeboten, zu bezahlen (ich dachte erst, er gehöre zu der zweiten Schreinergruppe). Er wollte natürlich kein Geld, erklärte mir aber, dass ich grundsätzlich Said Machmat oder seinen Stellvertreter Mir Shah (auch ein ganz netter Ingenieur, ungefähr in meinem Alter) fragen soll. Gut, das habe ich getan und er zeigte mir die Späne, die sowohl bei den Maschinen, als auch bei den Werkbänken lagen. Die Gruppe bei den Maschinen wollte unbedingt, dass ich ihre Späne nehme, aber die waren feucht unter freiem Himmel. Ich habe mich also für die Späne von den Werkbänken entschieden, zumal die auch größer und besser waren. Wenig später waren dann auch schon die Leute dabei, diese Späne in Säcke zu füllen. Ich wollte helfen, durfte aber nicht. Meine Lehrlinge sollten das tun. Ich erklärte, dass ich gerne arbeite und nahm einen der Säcke. Sie versuchten mich wortreich zu hindern, aber ich schleppte alleine den Sack weg. Kurz darauf schaffte es Einer, mir zu erklären, dass ich diese Säcke deshalb nicht nehmen sollte, weil sie wieder für „Mir Wais“ wären, als Ersatz für die Säcke, die ich zuvor genommen hatte. Oh je, wie peinlich. Der Kampf um die Sägespäne sollte mich die ganze Zeit begleiten: Meine Lehrlinge weigerten sich erst, den Werkraum sauber zu machen, wenn sie die Sägespäne nicht bekämen. Das sei in Afghanistan so üblich. Ich setzte mich durch, weil die Späne zum Heizen der Räume auf dem Hof vorgesehen waren, musste aber mit ansehen, wie die NGE- Ingenieure die Späne für sich selbst mit nach Hause nahmen. Gegenüber Said Machmat erreichte ich, dass die Lehrlinge je einen Sack für sich nehmen duften, was diese als zu wenig ablehnten. Die Arbeit selbst war sehr spannend. Zuerst hatte ich gar keinen Strom und dachte schon, dann kann ich gar nichts machen. Aber es geht tatsächlich alles auch von Hand: Die Sperrholzplatten zusägen, die Latten nageln, zum Teil auch schrauben usw. Ich machte erst mal ein Gerüst aus Latten in den Container, schraubte darauf Sperrholzplatten und in den Hohlraum zwischen Container und Sperrholz dann die Sägespäne. Oben für die Decke habe ich Schaumstoff besorgt, mit dem ich dämme, weil ich da schlecht die Späne einfüllen kann. Zum Glück gab es keine Glaswolle, die sie mir aufs Auge (besser auf die Lunge) drücken konnten. Mit viel Aufwand habe ich tatsächlich einen einzigen Laden in Kabul finden können, der mir Kreuzschlitzschrauben verkauft hat, russische. Allerdings auch nur eine Größe. Ich hatte etwas Angst, die Latten und Spanplatten nur zu nageln, weil sie dann irgendwann abfallen könnten. Am zweiten Abend habe ich meinen Akku aufgeladen, als es Strom gab, für die Akkubohrmaschine, mit der die Jungs abwechselnd arbeiten durften. Ging auch ganz gut. Am letzten Abend der Woche entdeckte ich, dass Sher Sar eine Schraube völlig vermurkst und dann Pappe darüber gelegt hatte. Ich habe das zum Anlass genommen, ihnen einen Vortrag über Fehler und wie wichtig die sind, zu halten. Ich glaube, mein Vortrag hat dem übersetzenden Ingenieur mehr gefallen als ihnen, aber wichtig fand ich ihn doch: Sie müssen mir zeigen, wenn sie etwas falsch machen.