Führungstraining mit NLP – Was bedeutet führen? Eine Führungsperson, der niemand folgt, ist nutzlos!

In der Regel werden zumindest in der westlichen Welt „Befehle“ heute nicht mehr ohne Weiteres befolgt. Auch Angestellte wollen Anweisungen nicht nur gehorchen, sondern den Sinn ihrer Handlungen verstehen und nachvollziehen. Sie wollen sich ebenfalls geachtet fühlen und individuell Verantwortung übernehmen. Die Autorität, die ein Mensch allein aufgrund seiner Stellung in der Hierarchie erhält, reicht für eine effektive Motivation und Anleitung nicht mehr aus. Werden die persönlichen Werte und Ziele einer Person nicht genügend gewürdigt, so ist besteht die Gefahr, der er nicht mehr mit hohem Einsatz und bestmöglichen Erfolgen an den gemeinsamen Aufgaben mitarbeitet. „Führung“ ist somit ein Status, der sich nicht direkt erlangen lässt. Hierzu ist das Vertrauen von Menschen notwendig, die sich einem auch freiwillig anschließen. Denn: Eine Führungsperson, der niemand folgt, ist nutzlos.

Damit andere der Leitung vertrauen, muss diese sich zunächst jedoch selbst vertrauen. Das heißt nicht, dass sie sich für unfehlbar halten soll, sondern dass sie über genügend Fachkompetenz verfügt und sich ihrer Fähigkeiten und Fertigkeiten – kurz: Ihrer selbst bewusst ist. In diesem Sinne soll sie durch ihre Person und ihr Tun ein Vorbild sein. Die Führungskraft muss andere animieren können, ein bestimmtes Ziel anzusteuern. Zu diesem Zweck ist es erforderlich, dass sie über gute kommunikative Fähigkeiten verfügt und Einfluss nehmen kann. Weiterhin müssen Führungskräfte sowohl das Ziel im Auge behalten, als auch den bereits zurückgelegten Weg. Sie müssen die Fähigkeit haben Veränderungen zu erkennen und in dem folgenden Entscheidungen zu berücksichtigen. Das Unternehmen oder die Organisation in der sie agieren als auch das weitere Umfeld, müssen als komplexes System verstanden und behandelt werden.

Führungsstile

(Vgl. O’Connor 1999: 58 ff.)

Es ist möglich, Führungsstile in verschiedenste Kategorien zu unterteilen. Die im folgenden skizzierte Unterteilung ist eher ungewöhnlich, entspricht aber im Grunde der herkömmlichen. Die Bezeichnungen sind jedoch besonders positiv formuliert. Dadurch ergeben sich beispielsweise folgende Stile:

  • Der Lehrerstil zeichnet sich besonders durch sein Wissen und seine Stellung aus. Er erreicht Ansehen bei anderen Mitarbeitern besonders nachhaltig durch das Vermitteln von Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten. In negativen Extremfällen gründet sich der Einfluss dieser Führungskraft nur noch auf formale Autorität. Dann erreicht sie Gehorsam nur durch Untergraben des Selbstvertrauens der Angestellten oder unter Androhung schrecklicher Konsequenzen.

  • Der Designer führt seine Kollegen, indem er seine Fähigkeiten und sein Know-how in den Dienst der anderen stellt. Er gestaltet sein Umfeld und beeinflusst damit das Leben anderer. Viele Menschen schließen sich gern solchen Personen an, lernen von ihnen und lassen sich leiten. Vergisst der Designertyp, dass sein Erfolg nur auf seinen Leistungen beruht, so kann es passieren, dass er im Ruhm vergangener Zeit schwelgt und dadurch sowohl den Kontakt als auch den Einfluss auf die Angestellten verliert.

Manchen Führungskräften ist es ein besonderes Anliegen, das Beste in anderen Menschen zu fördern. Dies kann als der Trainerstil bezeichnet werden. Anderen Mut zu machen und sie anzuleiten ist lobenswert. Darüber hinaus sollte der Trainer beim Coaching seiner Mitarbeiter in jedem Fall deren aktuelle Möglichkeiten betrachten und sie nicht zu Instrumenten seiner Träume machen.

Im NLP liegt die Betonung, auch beim Thema Führungsstile besonders auf der Flexibilität der Führungsperson. Bei der Untersuchung Ihrer augenblicklichen Stärken wird nicht nur die Arbeitszeit, sondern ihr gesamtes Leben beleuchtet. Häufig nutzen Führungskräfte besonders effektive Stile, wenn sie im Freundeskreis oder in der Familie die Führung übernehmen. Die angewandten Eigenschaften und Verhaltensweisen lassen sich meist auch erfolgreich ins Berufsleben übertragen. Ziel ist, dass es den trainierten Personen gut gelingt, ihre Art und Weise zu führen angemessen dem Umfeld und sonstigen Erfordernissen anzupassen (Vgl. Dilts, R. 1998: 202f).

Erklärung der grundlegenden Bestandteile von Führungstrainings

Da Führungstrainings in der Regel nur bestimmte Kompetenzen und Fertigkeiten schulen sollen, und der verfügbare Zeithorizont sehr begrenzt ist, ist es nicht möglich; einen standardisierten Ablauf zu beschreiben. Vielmehr sprechen Trainer im Vorfeld die Schwerpunkte mit dem Management, der verantwortlichen Fortbildungsabteilung oder dem betreffenden Klienten ab und machen sich ein Bild von dessen Umfeld. So ist es Anliegen dieser Arbeit, einen umfassenden Einblick in die Vermittlung der wichtigsten Führungskompetenzen mittels NLP zu geben. Dazu werden an einigen Stellen ausschließlich die Modelle beschrieben, an anderen auch passende Übungsabläufe eingefügt. Zu den beschriebenen Lehrinhalten gehört eine Einführung in grundlegende Annahmen des NLP, die zum einen das Verständnis der nachfolgenden Muster erhöht und zum anderen einen verantwortungsvollen Umgang damit unterstützt. Selbstkompetenz ist von erheblicher Bedeutung, um der Führungskraft zu ermöglichen, die entsprechende Vorbildrolle auszufüllen. Zudem verhelfen Soziale Kompetenzen zu einem bewussteren Umgang mit den anderen Mitarbeitern, mehr Überzeugungskraft und Verständnis. Systemisches Denken benötigt die Führungsperson um angemessen auf komplexe Probleme und Zielvorstellungen reagieren zu können.

Grundannahmen des NLP

Wirklichkeit

Die Umwelt eines jeden Menschen ist wesentlich komplexer, als von ihm wahrgenommen werden kann. Weder das Gehirn, noch die Sinnesorgane sind in der Lage derart viele Einflüsse komplett aufzunehmen und zu verarbeiten. Sämtliche Wahrnehmungen durchlaufen ein Filtersystem, in dem für diese Person unwichtige Informationen ausgefiltert werden. Diese werden dann weder bewußt, noch unbewußt in den Entscheidungen, Wertungen oder dem Weltbild der Person berücksichtigt. Teilweise werden die aufgenommenen Informationen auch so interpretiert, dass sie in das vorgefaßte Bild passen. Zur Verdeutlichung dieses Modells betrachten wir eine Führungspersönlichkeit, die davon ausgeht, dass prinzipiell alle Menschen faul sind und Aufsicht bedürfen. Die Grundannahme wird durch das Beispiel der Führungskraft selbst bereits ad absurdum geführt. Trotzdem ist zu erwarten, dass sich diese Einstellung in der von ihr wahrgenommenen Realität bestätigt. Bei der permanenten Kontrolle werden immer wieder „Fehler“ auftauchen, die Mitarbeiter werden, da sowieso eine Nachprüfung erfolgt, nachlässiger und Ausnahmen bestätigen die Regel. Alle Menschen reagieren dementsprechend auf ihr unvollständiges Modell der Realität. Objektive Wahrheit zu erfahren ist auf dieser Grundlage völlig unmöglich. Im NLP wird dieser Umstand häufig mit der Metapher „Die Landkarte ist nicht das Gebiet.“ umschrieben.

Menschenbild

Da das Nervensystem Teil des Körpers und speziell das Gehirn Zentrum von Gedanken und Emotionen ist, werden im NLP Körper, Geist und Seele als untrennbare Einheit eines Systems betrachtet. Sie beeinflussen sich gegenseitig. Jeder Mensch ist einzigartig. Er hat eine individuelle Vergangenheit, welche ihn beEinflusste. Dadurch entwickelt jeder sein eigenes Modell der Welt, was sich in seinem Leben bewährt. Auf dieses Weltbild gründen sich Wahrnehmungen, Interpretationen und Entscheidungen der Person. Anhand der Informationen und Möglichkeiten, die einem Menschen subjektiv zur Verfügung stehen, entwickelt er eine positive Absicht und trifft die in seinen Augen beste Wahl. In diesem Sinne funktionieren alle Menschen perfekt. Kritiker weisen darauf hin, dass häufig von diesen – positiv intendierten – Aktionen negative Nebenwirkungen ausgehen, die der Handelnde billigend in Kauf nimmt (Vgl. Grenzheuser 1994: 23 ff.). Das Prinzip der positiven Absicht ist jedoch eine nicht beweis- oder widerlegbare Annahme, die bei Anwendung „als ob“ sie wahr wäre, eine bessere Voraussetzung für gemeinsame Lösungen jeder Art ist. Sie schafft eine wohlwollende und von Vertrauen geprägte Ausgangssituation.

Kommunikation und Interaktion

Kommunikation beschränkt sich nicht nur auf die wörtliche Rede, sondern beinhaltet unzählige nonverbale Signale. Es kann nicht jegliches Verhalten vermieden werden. Anwesende Mitmenschen reagieren auf die Handlungen. Daraus folgt, dass nicht zu kommunizieren unmöglich ist (Vgl. Watzlawick 1996: 50 ff.). Jeder Mensch sollte versuchen, sein Kommunikationsverhalten so zu gestalten, dass andere erkennen, was gemeint ist. Da verbale Kommunikation i.d.R. etwas beim Gesprächspartner bezweckt, bestimmt die erhaltene Reaktion die Bedeutung. Um angemessen auf den anderen einzugehen, ist von größter Wichtigkeit, ihn zu verstehen. Dafür ist eine sensible Wahrnehmung notwendig. Kommunikation ist kein Wettstreit. In gelungener Kommunikation gibt es nur Gewinner. Im günstigsten Fall erreicht jeder, was er beabsichtigt. Dies wird auch als win-win-Prinzip bezeichnet.

Lernen und Veränderung

NLP geht davon aus, dass prinzipiell jedes Verhalten nützlich ist. Häufig paßt das entsprechende Verhalten jedoch nicht in den Kontext, in dem es angewandt wird. Ein gutes Beispiel dafür ist Sturheit, die in anderen Fällen als Durchhaltevermögen sehr nützlich sein kann. Hinter jedem Verhalten steht eine positive Absicht. Zeigt ein Mitarbeiter Widerstand gegen eine bevorstehende Veränderung, so kann man davon ausgehen, dass er den augenblicklichen Zustand für günstiger hält oder sich nicht in die Lage versetzt fühlt, die ihm übertragenen Aufgaben zu meistern. Sein Widerstand ist eine Aussage über die Führungskraft, über die genutzte Informationspolitik oder fehlende Unterstützung. Auch Probleme sind hilfreich. Sie sind Ziele, die „auf dem Kopf stehen“ (Vgl. O’Connor, Seymor 1997: 38). So läßt sich aus dem Problem „Ich kann meine Kollegen nicht genügend motivieren.“ leicht das Ziel „Ich möchte mein Team im anstehenden Projekt besonders motivieren und nutze dazu die Erfahrungen aus diesem Führungsseminar.“ entwickeln. Prinzipiell kann jeder Mensch alles lernen, was andere vor ihm erlernen konnten. Abgesehen von eventuellen physiologischen Einschränkungen verfügt jeder über die nötigen Ressourcen, um die angestrebten Veränderungen zu erreichen. Dabei gibt es kein Versagen. Erreicht man sein Ziel vorerst nicht, so kann man mit dem Feedback sein Verhalten in zukünftigen Situationen optimieren.

Flexibilität

Im NLP wird sehr großer Wert auf die Vermehrung von Wahlmöglichkeiten gelegt. Man geht davon aus, dass in einem System das Element mit der höchsten Flexibilität die Führung übernimmt. Mit der Betrachtung von Alternativen ist eine Überprüfung der alltäglichen Abläufe möglich. Wird dies regelmäßig getan, verhindert man damit das Einschleichen ineffizienter und eventuell kostspieliger Gewohnheiten (Vgl. Bachmann, 1991: 60 ff.). Wenn man mit einem Verhalten oder einer Strategie nicht das gewünschte Ziel erreicht, so sollte man etwas anderes machen (Vgl. exemplarisch Bandler, Grinder 1996: 30, S. 87). In diesem Fall kann jede andere Aktion nur den selben oder einen höheren Erfolg erzielen.

 

 

Referenzen

Bachmann, Winfried (1991): Das neue Lernen: eine systematische Einführung in das Konzept des Neurolinguistischen Programmierens, Paderborn 1991

Bandler,Richard/ Grinder, John (1996): Patterns. Muster der hypnotischen Techniken Milton H. Ericksons, Paderborn 1996

Grenzheuser, Klaus (1994): Vom Wesen der Psychologie, Kritische Auseinandersetzung mit der Psychologie am Beispiel von NLP  – Eine Streitschrift -, Meerbusch 1994

Watzlawick, Paul (1996): Menschliche Kommunikation, neunte unveränderte Auflage, Bern et al. 1996

O’Connor, Joseph/ Seymour, John (1997): Neurolinguistisches Programmieren: gelungene Kommunikation und persönliche Entfaltung, 7. überarbeitete und erweiterte Auflage, Freiburg 1997

O’Connor, Joseph (1999): Führen – mit NLP: Pfad-Finder im innovativen Unternehmen, Kirchzarten bei Freiburg 1999

Dilts, Robert B. (1998): Von der Vision zur Aktion: Die Erschaffung einer Welt, der die Menschen zugehören wollen. Visionäre Führungskunst. Angewandtes NLP, Paderborn 1998

 

 

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