Un-Australische Demonstranten

Der Konflikt um die kulturelle Identität der globalisierungskritischen Bewegung in Australien wird verschärft durch die Form des Ausschlusses von Demonstranten durch die Regierenden. Premier Bracks und Premierminister Howard sprechen ihnen beide die Zugehörigkeit zur Gruppe der Australier ab. Dies geschehe aufgrund ihrer militanten Taktiken und der Verweigerung von Kooperation. Die Rhetorik lässt in ihrer Klarheit auf eine Strategie aus dem Register sozialer Kontrolle schließen: Die öffentliche Herabsetzung. Dabei werden Mitgliedern der Gruppe in einem zeremoniellen Akt bestimmte Zugehörigigkeitssymbole und Rechte zeremoniell aberkannt, um ihr Verhalten im Nachhinein in den Augen der anderen Gruppenmitgliedern zu stigmatisieren und für die Zukunft zu tabuisieren.

Anschaulich erklärt wird die Methode auch in Roach-Anleu, Sharyn.
[quote] „Deviance and Social Control.“ In: Jureidini u. Pool [Hrsg.], 2003. S. 124. „Labelling theorists stress that becoming deviant, or acquiring a deviant self identity, is a process and does not automatically follow rule-breaking behaviour: it depends on a social audience's enforcement of a rule, which may entail a degradation ceremony in which an actor's public identity is ritually destroyed and replaced by another lower status with associated traits, which becomes the most important component of an individual's identity.“ [/quote]

Es geht in der Interpretation von S11 im Jahr 2000 in Melbourne also auch darum, was für australische Bürger zulässig ist. Damit ergibt sich die Frage, ob Widerstand gegen ein als ungerecht angesehenes Gesetz nun dem Australischen Selbstbild entsprechen soll oder nicht. Diese Fragen gehen über rein wirtschaftliche Aspekte hinaus und berühren kulturelle und nationaltheoretische Themenkomplexe. Es wird im Weiteren also auch darum gehen, herauszufinden, inwieweit sich tatsächlich ein solcher intra-persönlicher Konflikt abspielt, und inwieweit sich globalisierungskritische Demonstranten via den radikal-demokratischen, kanonischen Mythen für ihren Aktivismus motiviert sehen. Kurz, inwieweit wird der ökonomische Konflikt zwischen den dem globalen Kapital verpflichteten Institutionen und den Aktivisten auch auf der Ebene der nationalen und kulturellen Selbstsicht ausgefochten?