Vor der Rückfahrt nach Kabul: Spaziergang in Hezarak, hohe Berge, kahle Landschaft und ein Helikopter

Nachdem ich mir den Hof angeschaut hatte in Hezarak habe ich einen kleinen Spaziergang gemacht. Ich dache, wenn das nicht geht, wegen der Sicherheit, dann kann ich hier nicht fünf Monate bleiben. Astrid fand das ein wenig bedenklich, wollte auch nicht mitkommen. Ich bin den Hügel weiter hinauf, bis ich auf einem Plateau ankam. Wieder weit hinten noch Dörfer, am Rande die Ebene, ganz hinten schneebedeckte, hohe Berge, ringsum alles kahl. Aus einer Senke ragte gerade noch das Minarett einer Moschee hervor. Zuerst dachte ich, es sei ein weiß gekleideter Mann.

Nachdem ich mir den Hof angeschaut hatte in Hezarak habe ich einen kleinen Spaziergang gemacht. Ich dache, wenn das nicht geht, wegen der Sicherheit, dann kann ich hier nicht fünf Monate bleiben. Astrid fand das ein wenig bedenklich, wollte auch nicht mitkommen. Ich bin den Hügel weiter hinauf, bis ich auf einem Plateau ankam. Wieder weit hinten noch Dörfer, am Rande die Ebene, ganz hinten schneebedeckte, hohe Berge, ringsum alles kahl. Aus einer Senke ragte gerade noch das Minarett einer Moschee hervor. Zuerst dachte ich, es sei ein weiß gekleideter Mann. Auf der anderen Seite der Talebene war ein Dorf zu sehen, recht nah (Mundul). Ein Motorrad schoss durch die Gassen, den gewundenen Weg hinunter zum Bach ritt einer auf einem Esel, unten auf den Feldern spielten Mädchen Nachlaufen. Kurz wurde diese Idylle von einem tieffliegenden Helikopter- von welcher Armee auch immer- gestört. Nach einer dreiviertel Stunde bin ich wieder zur Schreinerei. Astrid war völlig verschnupft und ständig mit Kopftuch (das ihr verrutschte) oder Taschentuch zu Gange. Sie erzählte mir, dass ihr, egal, wo sie stand oder ging, immer jemand einen Stuhl nachgetragen hätte. Zum Schluss war sie in der warmen Küche gelandet, wo ihr trotz Ramasan eine Tasse Tee aufgenötigt wurde (die ich leider tapfer verweigert hatte). Sie saß mit ihrem Stuhl zwar an der Wand, aber der Ofen in der Mitte des Raumes war so nah an ihrem Knie, “dass es mir die Kniescheibe abgesengt hat”, meinte sie nachher. Der Übersetzer Khalid bat mich in einen anderen Raum, wo er mir erzählte, dass er 1965 (zuerst sagte er 1945, hatte sich aber wohl im christlichen Kalender vertan) nach Deutschland geschickt werden sollte, zur Ausbildung, dann aber ein anderer genommen wurde und er für Indien. Der andere sei nun ein reicher Mann, er nicht. Dann ging es sehr plötzlich wieder los. Die Mediziner wollten so schnell wie möglich nach Kabul zurück (mindesten zwei kranke Tschadori- Frauen waren dabei), ich hatte gerade noch Zeit, mich bei allen Schreinern zu verabschieden. In unser Auto kam ein älterer Herr, Dr. Safiulah mit Funkgerät (das aber offensichtlich kaum bis gar nicht funktionierte, zumindest unter seiner Behandlung), der auf mehreren Sprachen unablässig redete. Dazu unglaublich schnell und in wechselnder Tonlage. Er arbeitet als Zahnarzt und benahm sich wie irgendwas zwischen Harlekin und Tausendsassa. Mich wollte er auch gleich für ein von ihm geplantes Schreinerei- Projekt unter Vertrag nehmen, in der Nachbarprovinz Logar. Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass er eher zu den 70% Afghanen gehört, die durch den langen Krieg als traumatisiert gelten. Zu Hause angekommen, bin ich nach dem Essen eine große Runde mit dem neuen Rad gefahren, einkaufen auf dem Gemüsegroßmarkt. Leider so viel, dass ich unterwegs etwas verloren habe. Die Straßen sind auch so holprig, dass auf dem Gepäckträger kaum etwas hält. Die Kartoffeln waren seitlich abgerutscht und ein paar durch die Speichen schon angeraspelt. Auch waren nachher viele Schrauben locker. Aber Spaß hat es mir gemacht und die Preise waren noch geringer, als bei uns im Viertel. Sogar die letzten Trauben für dieses Jahr konnte ich bekommen: “Bare schoma: Aschtod Afrani, yak Kilò” – weil Sie’s sind nur 1,50 € für das Kilo. Sonntag, 1. Dezember