Leben und arbeiten in Hezarak: Meine ersten Eindrücke

Morgens kann ich mir immer noch nicht vorstellen, wie ich dort in der Nähe von Mundul (so heißt das nächste Dorf) leben soll. Ich weiß nicht wie und was ich essen werde, mit wem ich zu tun haben werde, ob und wer mir beim Ausbau des Containers helfen wird, mit wem ich in einem Raum schlafen werde. Ganz zufrieden bin ich, weil mir tags zuvor gelungen ist, trotz erheblicher Schwierigkeiten alles an Material zu besorgen, das ich brauche (zumindest, was mir eingefallen ist).

Morgens kann ich mir immer noch nicht vorstellen, wie ich dort in der Nähe von Mundul (so heißt das nächste Dorf) leben soll. Ich weiß nicht wie und was ich essen werde, mit wem ich zu tun haben werde, ob und wer mir beim Ausbau des Containers helfen wird, mit wem ich in einem Raum schlafen werde. Ganz zufrieden bin ich, weil mir tags zuvor gelungen ist, trotz erheblicher Schwierigkeiten alles an Material zu besorgen, das ich brauche (zumindest, was mir eingefallen ist). Wieder muss ich eine Weile bei der niederländischen Organisation, die in dem Distrikt Hezarak arbeitet warten, bis es endlich losgeht. Schon auf dieser ersten Fahrt bin ich der einzige Europäer, weil Arnold (vom Entwicklungsdienst) etwas krank ist und nicht mit kommen kann. Wieder unterwegs durch diese unglaublich herbe, beeindruckende Landschaft. Noch unten im Tal glitzern die Felder in der Morgensonne. Sie sind tatsächlich voller Glassplitter, als ich genau hinsehe. Mit mir im Auto fährt, wie bei der zweiten Fahrt nach Hezarak, der Architekt Said Machmat, dem ich eine Menge Fragen stellen kann und der sich für meine persönlichen Probleme zuständig erklärt. Die Bezahlung der Afghanen, die mir helfen sollen, ist offenbar noch sehr vage abgesprochen. Für Said Machmat allerdings kein Problem: es gibt genug Leute hier, sollen sie halt wieder gehen. Später beim Ausbauen werden mich auch die drei jungen Kerle fragen, von wem sie denn Geld bekommen werden und ich fühle mich komisch, weil sie ja mir helfen und ich nicht sagen kann, was sie bekommen. Als ich ihnen aber sage, dass Said Machmat dafür zuständig ist, fragen sie nicht mehr nach, sondern arbeiten fleißig mit. Zwei Tage später, am17. Dezember, weiß ich gar nicht mehr, wo ich anfangen soll mit dem Beschreiben. Soll ich von den etwa zwanzig alten Männern erzählen, die plötzlich um mich herumstehen und mir auf die Finger schauen, wie ich Türbänder einstemme (jetzt bloß nicht mit dem Stemmeisen abrutschen!) oder soll ich von den jungen Männern erzählen, die offensichtlich wegen mir in einen heftigen Streit geraten? Auch die Zeit verschwimmt mir hier völlig. Die Erlebnisse fügen sich zu einem großen Gemälde. Das Einzige, was die Zeit messen könnte, ist der Fortschritt beim Ausbau des Containers. Ein bisschen beschämt war ich, mit drei großen Truhen, einem großen und einem kleinen Rucksack und noch ein paar Kisten anzureisen. Wie zu einer Polarexpedition und auf jeden Fall das Zigfache von dem, was die Anderen hier haben. Und dann musste ich mir gar noch eine Decke ausleihen und meine nagelneue, extra helle „pressure-lamp“ habe ich gleich kaputt gemacht, zumindest ist mir das Glas zersprungen. Komisch auch der Kultursprung: Noch im Gästehaus in Kabul haben die anderen Deutschen den Kopf darüber geschüttelt, dass ich so was mitmache, mich auf so einen niedrigen Lebensstandard einlasse und hier habe ich so viele Extrawürste und stinke vor Reichtum im Vergleich zu den Anderen, auch zu dem Chef vor Ort, Said Machmat. 300,- Dollar verdient er, hat er gesagt und ich verdiene 1500,- Euro brutto. Das habe ich nicht gesagt. Wenn mich jemand fragt, dann murmele ich etwas von 1000,- Euro, was genauso unglaublich ist. 15. Dezember