Die ersten europäischen Erkunder Ruandas und die deutsche Kolonialzeit

Als die ersten Erkunder des Landes 1894 Ruanda betraten und Recherchen über die „Ethnien“ Ruandas betrieben, waren sie sich nicht über deren Auswirkungen in der künftigen Kolonialzeit bewusst. Sie bereisten Afrika und berichteten als so genannte „Agenten der Zivilisation“ (so wurden die ersten Erkunder Afrikas – und damit auch Ruandas – genannt; vgl. Semujanga, 2003: 114). Schon bald versuchten sie – um ein klares, einfaches Gesellschaftsbild zu erhalten – alle Menschen in Rassen und Ethnien aufzuteilen.

Als die ersten Erkunder des Landes 1894 Ruanda betraten und Recherchen über die „Ethnien“ Ruandas betrieben, waren sie sich nicht über deren Auswirkungen in der künftigen Kolonialzeit bewusst. Sie bereisten Afrika und berichteten als so genannte „Agenten der Zivilisation“ (so wurden die ersten Erkunder Afrikas – und damit auch Ruandas – genannt; vgl. Semujanga, 2003: 114). Schon bald versuchten sie – um ein klares, einfaches Gesellschaftsbild zu erhalten – alle Menschen in Rassen und Ethnien aufzuteilen.

1899 wurde Ruanda offiziell zu einer deutschen Kolonie erklärt. Zu diesem Zeitpunkt war der ruandischen Bevölkerung noch nicht bewusst, dass schon bald die Macht des Königs in Gefahr schweben würde. Die ersten Kolonialherren wurden vielmehr als Händler wahrgenommen, nicht als zukünftige Beherrscher des ganzen Landes (vgl. Harding, 1998: 23). Der Beginn der deutschen Kolonialzeit war nun geprägt von der Errichtung deutscher Militärposten, bei denen auch ruandische Einwohner eingestellt wurden; jedoch waren es fast ausschließlich Tutsi, die mit dem Einfall der Kolonialherren militärische Arbeit verrichten durften. Grund hierfür war Höherschätzung der Intelligenz der Tutsi seitens der Kolonialmacht.

1906 schließlich führte man eine sog. „indirekte Herrschaft“ in Ruanda ein. Man zog von nun an auch die einheimischen Könige und Herrscher, die fortan „Agenten der Kolonialverwaltung“ (Harding, 1998: 24) genannt wurden, mit in die Kolonialpolitik ein. Taktisch war dies klug, da so eine Verbindungsachse zwischen den Kolonialherren und den Einheimischen hergestellt wurde. Bei Widerständen seitens der Bevölkerung konnten sich die „Chefs“ der kleineren Provinzen auf die Kolonialherren berufen. Und diese wiederum zogen viele Vorteile aus der neuen Regelung: Von nun an wurden große Gebiete mit wenig Aufwand kontrolliert und indirekt hatten die Deutschen mehr Aufsicht und Einfluss auf die einheimischen Herrscher (vgl. Harding, 1998: 24). Die Kolonialherren ließen die dort vorgefundenen Strukturen so, wie sie waren, und stützten die eh schon florierende Tutsi-Monarchie.

Der erste deutsche Resident war Richard Kandt; in Kigali, der Hauptstadt Ruandas, bezog er 1908 seinen Sitz. Er setzte sich stets für ein friedliches Miteinander der Hutu und der Tutsi ein. Außerdem pflegte er ein gutes Verhältnis zum Königshof, da er immer wieder versuchte, die Machtpositionen der ruandischen Chefs zu stützen. Dank seiner friedlichen Politik war die deutsche Kolonialherrschaft nie gefährdet, auch wenn es manchmal zu kleineren Widerständen und teilweise sogar Übergriffen kam.

Doch die „friedliche“ Ruhe in Ruanda schien eine „Ruhe vor dem Sturm“ zu sein: Durch den ersten Weltkrieg verlor Deutschland all seine Kolonien und musste Ruanda 1916 an Belgien „abgeben“.

 

 

Quellen

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Berkeley, Bill (2001): The Graves are not yet Full. New York: Basic Books.

Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.) (1999): Afrika 1 Zeitschrift 264. Bonn: Schwann Bagel GmbH & Co KG.

Diamond, Jared (2005): Collapse. London: penguin group.

Die Bibel – Die heilige Schrift. Altes und neues Testament. Nach einer Übersetzung von Luther.

Gleichmann, Peter; Kühne, Thomas (Hrsg.) (2004): Massenhaftes Töten. Kriege und Genozide im 20. Jahrhundert. Essen: Klartext Verlag.

Harding, Leonhard (1998): Ruanda – der Weg zum Völkermord. Vorgeschichte – Verlauf –Deutung. Hamburg: Lit. Verlag.

Hoering, Uwe (1997): Zum Beispiel Hutu & Tutsi. Der Völkermord hätte verhindert werden können, befand ein UN-Bericht. Göttingen: Süd-Nord-Lamuv.

Kimenyi, Alexandre (1978): A Relational Grammar of Kinyarwanda. Volume 91. London: University of California Press.

Kimenyi, Alexandre (2002): A Tonal Grammar of Konyarwanda – an Autosegmental and  Metrical Analysis. Volume 9. New York: The Edwin Mellen Press.

Mamdani, Mahmood (2001): When Victims Become Killers. Colonialism, Nativism, and the Genocide in Rwanda. Princeton, New York: Princeton University Press.

Melvern, Linda (2000): A People Betrayed. The Role of the West in Rwanda's Genocide. London, New York: Zed Books.

Newbury, Catharine (1988): The Cohesion of Oppression. Clientship and Ethnicity in Rwanda 1860– 1960. New York: Columbia University Press.

Scholl-Latour, Peter (2001): Afrikanische Totenklage. München: Bertelsmann Verlag.

Semujanga, Josias (2003): The Origins of Rwandan Genocide. New York: Humanity Books.

Wikipedia, Ethnie: 05.10.2006, 12:35 Uhr., http://de.wikipedia.org/wiki/Ethnie

Wikipedia, Rasse: 05.10.2006, 12:40 Uhr. http://de.wikipedia.org/wiki/Rasse

Wikipedia, Ruanda: 05.10.2006, 15:40 Uhr.   http://de.wikipedia.org/wiki/Ruanda