Meine Abreise aus Afghanistan

Ich finde es sehr schön, auf meine letzten Tage in Kabul nicht mehr alleine im Gästehaus zu sein. Ein bisschen gemeinsames Yoga, gemeinsames Kochen oder ein Spiel am Abend mit netten Leuten lassen die Tage kürzer werden, als ich es eigentlich will. Mit dem Ehepaar Pukmann bin ich zweimal in die Innenstadt einkaufen und jedes Mal haben wir eines der vielen afghanischen Restaurants besucht. Das eine, das Herat- Restaurant, ist Ausländer gewohnt, aber in dem anderen, einer echten Spelunke, sind wir doch sehr aufgefallen, besonders natürlich wegen Carmen Pukmann.

Ich finde es sehr schön, auf meine letzten Tage in Kabul nicht mehr alleine im Gästehaus zu sein. Ein bisschen gemeinsames Yoga, gemeinsames Kochen oder ein Spiel am Abend mit netten Leuten lassen die Tage kürzer werden, als ich es eigentlich will. Mit dem Ehepaar Pukmann bin ich zweimal in die Innenstadt einkaufen und jedes Mal haben wir eines der vielen afghanischen Restaurants besucht. Das eine, das Herat- Restaurant, ist Ausländer gewohnt, aber in dem anderen, einer echten Spelunke, sind wir doch sehr aufgefallen, besonders natürlich wegen Carmen Pukmann.

Mich haben die Leute auch groß angeguckt, weil ich zwar afghanisch gekleidet bin und auch noch den ‚Fremdenführer’ gebe, in dem ich übersetze und erkläre, aber dann nur schlecht Dari spreche. Trotzdem bin ich begeistert, wie schnell es möglich ist, eine Sprache so zu lernen, dass Verständigung möglich ist. Und ich bin nun wahrlich kein Sprachgenie, sondern habe mich schon mit dem Englisch lernen damals sehr gequält.

Vor einigen Tagen habe ich mein Ariana-Ticket bekommen, Holger aus dem Büro hat es mir gebracht. Ich wollte nicht wieder mit der Bundeswehr fliegen, einen Flug fand ich interessant genug. Ariana fliegt regelmäßig als zivile Linie nach Frankfurt, warum soll ich da nicht mitfliegen? Ein Kollege meinte: „Ich weiß, warum ich da nicht mitfliegen will. Kennst Du die indischen Flugzeuge und deren Sicherheit? Na, und Ariana fliegt mit ausrangierten indischen Flugzeugen!“

Ich werde angewiesen, das Ticket im Ariana-Büro bestätigen zu lassen. Das Büro ist in einem normalen Haus untergebracht und zuerst weiß ich nicht, welchen Eingang ich benutzen soll. Weil aber vor dem einen Tor eine ganz lange Schlange ist, gehe ich durch das zweite Tor, dass ich in der Mauer finde. Dort ist nur ein Wächter, der mich freundlich grüßt und ich gelange in einen Garten, in dem ich mein Fahrrad abstellen kann.

Eine Balkontür führt in ein Büro mit Tresen und es sieht so aus, als sei ich den normalen Weg herein gekommen. In dem Büro sind eine Menge Leute und ich brauche eine Weile, bis ich an den richtigen Mann gerate. Der erklärt mir etwas unfreundlich, dass ich gar nicht hätte kommen brauchen. Aber auch das gehört wohl zum Ritual.

Mein Gepäck habe ich zuvor in Alukisten gepackt und mit der Post zurück geschickt. Das erspart mir den ganzen Aufwand mit Speditionsfirma und dergleichen. Es ist ja auch nicht mehr all zu viel.

Und dann ist mein Abreise-Tag da. Jemand hat mir vor ein paar Tagen den Bären aufgebunden, Ariana wäre einmal sogar eine halbe Stunde zu früh los geflogen und mir damit tatsächlich einen Schrecken eingejagt. Anstelle eine Stunde später, als von Ariana angegeben (was ich sonst getan hätte), bin ich heute Morgen eine Stunde früher aufgebrochen.

In der Nähe des Flughafens gehe ich, sozusagen zum Abschied, in eine der Basarstraßen, um Obst und etwas zum Trinken zu kaufen. Mit meinem letzten Kleingeld beglücke ich noch eine Bettlerin, um dann zum Flughafen-Gebäude zu schlendern.

Die Formalitäten sind erstaunlich schnell erledigt und ich ärgere mich, dass meine letzten zwei Stunden Afghanistan ausgerechnet in dieser tristen Wartehalle stattfinden sollen.

Mir gegenüber sitzen einige Frauen mit Burka und ich überlege, ob die nach Frankfurt mitfliegen. Das muss wohl so sein, denn die Sperre ist zu und hier im Warteraum ist nur noch Zugang für Reisende. Später im Flugzeug rätsele ich, wer von den schick und westlich gekleideten Frauen wohl vorher eine Burka getragen hat.

Eine junge Frau war ohne Burka in der Abfertigungshalle gewesen. Weil sie alleine reiste und westlich gekleidet war, wurde sie besonders schikanös und gründlich durchsucht. Mich hat das schon beim Zuschauen wütend gemacht. Nur zu deutlich war, dass die afghanischen Beamten sie am Liebsten inhaftiert oder misshandelt hätten für ihr unzüchtiges Auftreten. Bewundert habe ich die Ruhe und Klarheit, mit der diese junge Frau den Herren entgegen getreten ist, obwohl sie sichtlich abgenervt war von dieser Art Afghanistan.

Nun bin ich weit über den Wolken, habe die kargen Berge Afghanistans gesehen und dazwischen die schmalen Bänder der Flussoasen. Als es grüner wurde, waren wir schon lange über dem Iran.

30. April