Afghanistan und Schwierigkeiten der Kommunikation: ‚Mit ‚Warum?’ fängt der Krieg an’

Nach dem Lernen habe ich mit Mohammad und einem Nachbarsjungen Volleyball gespielt. Ich fand das richtig nett. Eine Menge kleinerer Kinder standen mit herum, holten sofort den Ball, wenn er mal wegflog. Nach einer Weile musste Mohammad kurz in unseren Hof zurück und ein paar der Kinder versuchten neugierig einen Blick in unseren Hof zu werfen. Da nahm er zu meinem Entsetzen einen Stein und warf ihn nach den Kindern. Kurz darauf kam noch richtig sauer ein Nachbar dazu und beschimpfte die Kinder und gebot ihnen, abzuhauen.

Nach dem Lernen habe ich mit Mohammad und einem Nachbarsjungen Volleyball gespielt. Ich fand das richtig nett. Eine Menge kleinerer Kinder standen mit herum, holten sofort den Ball, wenn er mal wegflog. Nach einer Weile musste Mohammad kurz in unseren Hof zurück und ein paar der Kinder versuchten neugierig einen Blick in unseren Hof zu werfen. Da nahm er zu meinem Entsetzen einen Stein und warf ihn nach den Kindern. Kurz darauf kam noch richtig sauer ein Nachbar dazu und beschimpfte die Kinder und gebot ihnen, abzuhauen. Er hatte wohl beobachtet, dass die Kinder die letzten Tage immer angelaufen kamen, wenn ich nach Hause kam. Öfter hatten sie sich richtig in einer Reihe aufgebaut und ich habe ihnen einer nach dem anderen die Hand gegeben und ‚Asalam Aleikum’ gewünscht. Ich fand das richtig toll. Die ersten Wochen waren es nur Jungen, später kamen auch Mädchen dazu. Ein Mädchen brachte sogar Freundinnen mit, um ihnen zu zeigen, wie sie dem Ausländer die Hand gibt. Ich fragte also den Nachbarn, warum er denn die Kinder wegschicken wolle, ich hätte jedenfalls meine Freude an ihnen. Die Kinder würden immer frecher. Morgen würden sie mir ins Haus laufen, meinte er und schrie wieder die Kinder an. ‚Tschera?’ fragte ich: ‚Warum?’ Ob ich vielleicht Französisch könne? Das musste ich leider verneinen. – Jedenfalls sei er in Frankreich gewesen und kenne sich aus mit der Welt. Er wolle mir nur helfen und ich würde schon sehen, was ich davon hätte. Beleidigt zog er von dannen. Unsicher blieb ich zurück und fragte Mohammad, ob er meine, dass der Nachbar mir tatsächlich nur helfen wolle. Der wusste das auch nicht. Einen Tag danach ist er zum Nachbarn gegangen, hat nachgefragt und meinte dann, es sei alles okay. Aber mich hat aus diesem Haus fortan kaum jemand mehr gegrüßt. Mohammad meinte: “Die grüßen auch die anderen Nachbarn nicht”. Viel später erklärte er mir, dass Afghanen nicht so oft ‚Tschera?’ fragen. Es gäbe ein Sprichwort, das besagt: ‚Mit ‚Warum?’ fängt der Krieg an’. Mir wurde klar, warum ich so oft das viel schwierigere ‚As hotereke?’ gehört hatte, in etwa: ‚Aus welchem Grund?’ Aber die Kinder waren die nächsten Tage erst mal weg. Schade, besonders die beiden kleinen Hazara- Brüder (mit ihren Schlitzaugen, rundem Gesicht und von einem Ohr bis zum anderen grinsend, wenn sie mich sahen), habe ich vermisst. Montag, 25. November