In Berlin kommt die Sonne raus. Im Radio läuft „On vous souhaite tout le bonheur du monde“ und ich denke daran wie Ulrike wohl gerad in Bangkok sitzt und auf den Flug nach Indien wartet.
Und just in dem Moment kommt ein Email von ihr zu ein paar Fragen, die ich ihr gestellt hatte.
Mario: Hallo Ulrike, Du fliegst am Freitag für einige Wochen nach Indien. Das ist sehr interessant.
Kannst Du mir ein bisschen mehr darüber erzählen?
Ulrike: Ja, Indien! Am Freitag! Nun, jetzt ist es mittlerweile schon Samstag und ich bin in Bangkok auf dem Airport und warte auf meinen Flug nach Kalkutta! Ziemlich genau ein Jahr musste vergehen, um in Berlin mal wieder die kurve zu kratzen, wie Caro so schön sagte :)! Aber ja, die letzte Zeit in Berlin war krass und busy….und so komme ich erst jetzt dazu, wirklich an Indien zu denken! Wobei ich vorher natürlich schon viel zwischendrin dran gedacht habe.
Mario: Warum fliegst Du nach Indien und wohin geht es genau?
Ulrike: Vor allem wegen meiner Sister! Sie ist in Kalkutta. Anfang Oktober ist sie für einige Monate dorthin gegangen, um an einem Straßenkinderprojekt mitzuarbeiten, als angehende Sozialpädagogin. Es scheint alles so anders dort zu sein, wie sie schreibt. Ich meine anders im Sinne von kaum vorstellbar! Ich bin schon so gespannt, was mich erwarten wird! Das, was ich schon mal weiß ist, dass wir in einer Art Hostel unterkommen im Zentrum von Kalkutta. Die Slums reichen bis in den alten Stadtkern rein. Es gibt tausende von Menschen. Der Monsun und krasses Hochwasser sind vorüber. Malariazeit ist jetzt nicht, aber dafür gibt es einen Haufen Amöben. Als Westler dort krank zu sein, scheint normal. Berichte aus dem Fernsehen kennt man ja. Die Realität erlebt man erst noch. Ich werde sehen.
Mario: Hm. Verstehe. Und wie hast Du Dich vorbereitet? Was musstest Du alles machen?
Ulrike: Wie ich mich vorbereitet habe? Mental eigentlich gar nicht weiter, weil nicht vorstellbar… Ich meine, was soll man machen? Ok, ich hab ein Buch gelesen (Kulturschock Indien) und die alternative Variante zum Lonely Planet studiert, um eine Idee von allem zu bekommen, klar. Der Rest an Vorbereitungen umfasst die ganzen Spritzen, Impfungen, Visageschichten (wobei man beim Besuch der Indischen Botschaft in Berlin schon mal einen ersten Eindruck der Mentalität erahnen kann). Ja, was habe ich noch vorbereitet? Ja natürlich, tausende Medikamente und Hygieneartikel besorgt und eingepackt! (Sie nehmen mehr als die Hälfte meines Gepäcks ein! Ungelogen! Klamotten von mir reisen also nur begrenzt mit – Mal was anderes 🙂 Wer meinen Rucki noch in Erinnerung hat, als ich nach Australia ging. Es waren 60 kg plus 15 kg Handgepäck. Ok, für ein Jahr, aber trotzdem…) Ach und klar, es ist bald Weihnachten. Und ich werde es mit meiner Schwester und ihren Projektleuten in Kalkutta verbringen. Also habe ich weitere Anteile meines Gepäcks mit Geschenken von Feunden und Family für Franz! …Obwohl sie sagt, es gäbe kein richtiges Weihnachten dort. Vielleicht ist es nur ihr Gefühl, vielleicht ist es aber auch wahr. Und da sind ein paar selbstgebackene Plätzchen bestimmt ein netter Gruß von zu hause.
Mario: Wie wird das dann sein, wenn Du da ankommst? Ich kann mir das gar nicht vorstellen. Du hattest mir erzählt es geht Deiner Schwester gerad nicht so gut.
Ulrike: Ja, vielleicht erwartet mich eine kranke Sister, die mich doch nicht am Airport erwartet…weil die Nähe zum Klo wohl unabdingbar wäre. – Mich erwartet etwas, wovon ich jetzt absolut noch nicht sagen kann, was es sein wird. Und, ich denke, ich werde große Armut sehen. Wobei ich wirklich nicht weiß, wie ich damit umgehen kann/werde.. Und auch eine Menge Spiritualität. Ja! Es wird krass, hart, anders und aufregend. Aber hoffentlich auch Yoga, Goa, Sonne und Tanzen! Das muss sein. Schließlich wartet der Winter in Berlin gnadenlos..
Mario: Und überwiegt die Neugier und Freude auf Indien und Deine Schwester oder eher ein mulmiges Gefühl, wegen all der Sachen, die Du jetzt über Indien gehört und gelesen hast?
Ulrike: Ach, momentan freue ich mich – in einem Zustand der permanenten Reisemüdigkeit. Ich freue mich auf meine Schwester in erster Linie. Ich freue mich darauf, ihr Leben dort kennen zu lernen – ihre Freunde, das Projekt und die Kinder. Etwas mulmig ist mir auch, aber das gehört dazu, wenn man nicht grad um die Ecke nach Italien fährt, oder?
Mario: Was denkst Du, was Du aus Indien mitbringen wirst?
Ulrike: Tee, Räucherstäbchen, Stoffe und Tücher. Vielleicht meine Sister und hoffentlich eine Menge Leichtigkeit! Persönlich. Und natürlich Geschichten, die das Leben schreiben. Das wäre der positive Ansatz. Über was anderes möchte ich nicht nachdenken…
Mario: Ok. Ulli! Ich wünsche Dir eine interessante und sichere Reise und dass Du gesund, fröhlich und inspiriert wiederkommst!
Ulrike: Gesund hoffentlich! Fröhlich von der Sonne – geht glaube ich ganz gut! Inspiriert in jedem Falle! Also, was soll schief gehen? Cant we just always gain something?! Gleiches wünsche ich Dir auch, Mario! Bis dahin, Ulrike