Leben in Kabul: Mein erster Einkauf in der Stadt

Am zweiten Tag waren wir Geld wechseln, lauter Wechselstuben in einem Innenhof, dessen Eingang zwar offen war, rechts und links davon auch Läden, aber bewacht von Soldaten und etlichen anderen Männern, die zum Teil versuchten, uns genau in ihre Läden zu locken. Wir bekamen für 100,- Euro 6100 neue Afghani. Hätten wir in alte Afghani noch eintauschen müssen, wären es 610 Scheine zu je 10 000 Afghani gewesen, also einige Bündel. Eine Frau hatte es geschafft, sich in die Stube zu wagen und uns anzubetteln, wurde aber sofort vertrieben von dem Personal.

Am zweiten Tag waren wir Geld wechseln, lauter Wechselstuben in einem Innenhof, dessen Eingang zwar offen war, rechts und links davon auch Läden, aber bewacht von Soldaten und etlichen anderen Männern, die zum Teil versuchten, uns genau in ihre Läden zu locken. Wir bekamen für 100,- Euro 6100 neue Afghani. Hätten wir in alte Afghani noch eintauschen müssen, wären es 610 Scheine zu je 10 000 Afghani gewesen, also einige Bündel. Eine Frau hatte es geschafft, sich in die Stube zu wagen und uns anzubetteln, wurde aber sofort vertrieben von dem Personal. In der Stube gab es zwei Sofas, einen Schreibtisch, ein Plakat mit dem Warlord Massud (die ganze Stadt ist voll damit:“Big brother is watching you“) und zwei altertümliche Safes, die sowieso nicht abgeschlossen waren, bergeweise Geld und zwei, drei Leute, die einfach nur herumsaßen. Das Einkaufen wurde noch sehr anstrengend in der Innenstadt. Dort kaufen auch kaum Ausländer ein, ich habe jedenfalls außer uns keine gesehen. Unser Sprachlehrer, der uns überall hingeführt hat, meinte, dort sei es aber viel billiger, als dort wo die Ausländer kaufen. Ich habe zitternd lauter Aufnahmen gemacht, zum Teil aus Angst, mir könne die Kamera geklaut werden (eher unbegründet), zum Teil aus Angst, Jemand könne wütend werden, weil ich fotografiere (eher begründet). Ich darf ja keine Frauen fotografieren, höchstens mal welche in der Burka. In dem Gewühl in der Innenstadt ist mir das aber nicht immer gelungen, einmal habe ich auch böse Worte geerntet. Die können schnell zu einem Mob werden, zumal zu Ramasan, wo alle eh eher gereizt sind. Ich wusste bislang auch noch nicht, dass auch nichts getrunken werden darf. So ein Blödsinn, vor allem für die arbeitenden Männer und Frauen und das sind fast alle. Eine ganze Weile begleiteten uns auch zwei kleine Kinder (vielleicht fünf oder sechs Jahre), die hofften, von uns etwas abzubekommen. Öfter hielten uns auch Frauen die Hand hin. Ich habe nichts gegeben, ich will erst wissen, wie viel Geld ich zum Verteilen habe und wie ich Geld schenke, ohne einen ganzen Auflauf zu provozieren. Die Kinder haben sehr genau beobachtet, wie wir uns verhalten haben, ruckzuck wären wir von Dutzenden umringt gewesen. Überall gab es neben und vor den Dokanen noch fliegende Händler, wie Flohmarkt bei uns und dazwischen Kinder, die Fetzen Klopapier oder Plastiktüten versuchten zu verkaufen. Einmal sah ich einen Polizisten, der am Boden sitzende (auf der matschigen Straße) Händler mit dem Schlagstock vertrieb. In diesen Einkaufsstraßen fuhren fast keine Autos, alles war voll mit Fußgängern, die sich eng an eng drängten, Männer oft Hand in Hand, aber selten andere berührten. Viele Frauen auch nur mit Kopftuch, ich schätze mehr als die Hälfte. 6.11. Mittwoch