Meine drei Schreinerlehrlinge in Hezarak

Die ersten zwei Tage sind sie mir ausgebüchst, wo sie nur konnten. Ich habe dann vor ihren Augen die Stunden aufgeschrieben, die sie tatsächlich gearbeitet haben. Das waren zum Teil nur zwei Stunden. Ich habe sie gefragt: „Und, wie lange hast Du heute gearbeitet?“ Die Antwort war im Brustton der Überzeugung: „Acht Stunden.“ Vielleicht hat das gewirkt. Inzwischen arbeiten sie bis zu sieben Stunden am Tag mit mir und das recht gut.

Die ersten zwei Tage sind sie mir ausgebüchst, wo sie nur konnten. Ich habe dann vor ihren Augen die Stunden aufgeschrieben, die sie tatsächlich gearbeitet haben. Das waren zum Teil nur zwei Stunden. Ich habe sie gefragt: „Und, wie lange hast Du heute gearbeitet?“ Die Antwort war im Brustton der Überzeugung: „Acht Stunden.“ Vielleicht hat das gewirkt. Inzwischen arbeiten sie bis zu sieben Stunden am Tag mit mir und das recht gut. Obwohl sie zwischen18 und 20 sind (und das ist für afghanische Verhältnisse recht alt als Lehrling) ist es wirklich ziemliches Basiswissen, was ich ihnen beibringe. Vor allem geht es viel um konzentriertes Arbeiten. Wenn ich nicht alle 5 Minuten (und das meine ich auch so: alle 5 Minuten) gucke, gehen sie entweder ganz weg oder lassen in ihrer Tatkraft erheblich nach. Auch gelingt es ihnen fast nie, auch nur zwei Sachen hintereinander auszuführen, die ich ihnen sage. Nach der ersten Sache fragen sie mich wieder, was sie tun sollen. Einer ist ein Stolzer, Aufmüpfiger, der gerne Streit anfängt (Sher Sar). Am zweiten Tag habe ich ihn gebeten, eine Latte wieder abzumachen und eine mit der richtigen Größe zu nehmen. Daraufhin musste er irgendetwas zu Hause noch machen und ist den ganzen Tag nicht wiedergekommen. Was mich nicht so dolle irritiert: Sie sind meist derart langsam, reden gerne und wollen meine intensive Aufmerksamkeit, dass ich alleine, ohne alle drei, abends schneller bin, als mit ihnen zusammen. Trotzdem macht es Spaß und ich glaube, inzwischen sind sie sowohl von meinen fachlichen wie auch von meinen menschlichen Fähigkeiten so angetan, dass ich mit ihnen Pferde stehlen könnte. Vielleicht. Ich muss einschränkend zugeben, dass meine Bohrmaschine auch Wunder getan hat. Jeder durfte mal damit arbeiten und ich habe damit auch so ein Gedöns gemacht, dass sie tief beeindruckt waren und nun sehr vorsichtig damit umgehen. Sie wissen auch, dass in meinen Kisten noch mehr Maschinen sind. Ich weiß, dass das ein bisschen billige Pädagogik ist, aber es passt trotzdem zusammen. Ich glaube, dass sie so ganz gute Schreiner werden könnten und meine Maschinen heil bleiben. Schwierig bleibt, sie dazu zu kriegen, Sachen, die sie schon gemacht haben, besser zu machen. Sie sind so begierig, Neues zu lernen, dass sie die schon bekannten Arbeiten nicht gerne machen und auch nicht gut genug.