Bogotá liegt in den Anden auf etwa 2000m Höhe und hat etwa 7 Mio. Einwohner. Diese Stadt ist eine moderne Metropole, die jeder anderen Weltstadt in nichts nachsteht (naja, es gibt keine U-Bahn ;-)). Das Erste, was einem auffällt, wenn man sich in der Stadt aufhält, sind die Polizei- bzw. Militärwachen, die wirklich an jeder Ecke stehen. Junge Männer in meinem Alter (wahrscheinlich meist etwas jünger) mit riesigen Maschinengewehren. Schon einschüchternd. In den ersten Tagen besuchten wir die Universidad Nacional und einige der Museen Bogotás (Goldmuseum, Botero).
Bogotá liegt in den Anden auf etwa 2000m Höhe und hat etwa 7 Mio. Einwohner. Diese Stadt ist eine moderne Metropole, die jeder anderen Weltstadt in nichts nachsteht (naja, es gibt keine U-Bahn ;-)). Das Erste, was einem auffällt, wenn man sich in der Stadt aufhält, sind die Polizei- bzw. Militärwachen, die wirklich an jeder Ecke stehen. Junge Männer in meinem Alter (wahrscheinlich meist etwas jünger) mit riesigen Maschinengewehren. Schon einschüchternd. In den ersten Tagen besuchten wir die Universidad Nacional und einige der Museen Bogotás (Goldmuseum, Botero). Wir waren auch auf einer Veranstaltung namens Lucha Libre (Übersetzung: freier Kampf), so eine Art Ringen, bei dem alle Teilnehmer dämliche Masken tragen und eigentlich alles nur einstudiert ist und wenig frei. Die erste halbe Stunde war sehr amüsant, danach fragt man sich nur noch, warum sich Menschen dafür begeistern können. Die ersten Salsastunden bekamen wir beim Ausgehen auch recht zügig. Höhepunkte des Besuchs in Bogotá waren Ausflüge in die Stadtteile Usme und die Cuidad Bolivar, beide ihres Zeichens Marginalviertel, in denen eher sozial schwächere Bewohner der Stadt anzutreffen sind. In Usme wurden wir zu einer Rancha geführt. Sehr ländlich wurde dort Vieh gehalten. Leben dort schien zeitversetzt, nur eben schaute man beim abendlichen Bier von den Bergen aus auf das Lichtermeer Bogotás. Die Cuidad Bolivar erkundeten wir mit Hilfe eines Bekannten, dieser arbeitet vor Ort in einer Stiftung, die Projekte mit Kindern und Jugendlichen organisiert. Ziel: Bildung einer Zivilgesellschaft. Dass das manchmal schwierig ist, zeigt der Fakt, dass einige der Lehrer und Leiter auf Grund ihrer kritischen Lehrinhalte schon ermordet wurden.
Von Bogotá aus machten wir uns auf den Weg nach Medellin, diese Stadt erlangte in den 80er Jahren Berühmtheit als Heimatstadt des Drogenkartells von Pablo Escobar. Bis Anfang der 90er Jahre galt sie als gefährlichste Stadt Südamerikas gemessen an der hiesigen Mordrate. Davon ist heute nicht mehr viel zu spüren. Nur die großen Fincas der ehemaligen Drogenbarone der Stadt erinnern heute noch an diese Zeit, die Besitzer haben allerdings längst die Hände gewechselt. Ein anderes Überbleibsel ist die ausgedehnte Rotlichtszene, in deren Mitte sich unser Hotel befand. Gleich ganze Familien schlafen dort nachts auf der Strasse. Im Eingang des Hotelfoyers stand ein Mann mit Skimaske und einem Schlagstock. Medellin genießt ebenfalls den Ruf als „Stadt des ewigen Frühlings“. Das Klima war im Gegensatz zu Bogotá recht angenehm. Die Tage vor Ort hatten wir einen Stadtführer, einen Mitarbeiter einer der größten Genossenschaften Medellins. Interessantes Phänomen: Kleinunternehmer schließen sich zu Genossenschaften zusammen um so Resourcen zu poolen und Risiken zu mindern. Die Taxifahrer beispielsweise können innerhalb dieser Genossenschaften entscheiden, wie ihre Beiträge verwendet werden, welche Projekte gefördert, welche Kredite vergeben werden. Im Falle von Reparaturen kümmert sich die Genossenschaft um die Instandsetzung. Das passiert, weil der öffentliche Kreditmarkt für diese Personen nicht zugänglich ist. Zurück zu Medellin. In Medellin gibt es das erste S-Bahnnetz Kolumbiens. Das hat rund 80 Mio. Pesos gekostet, allerdings nur, weil das Projekt 3mal gestartet werden musste. Die ersten beiden Male sind wichtige Entscheidungsträger mit dem Geld durchgebrannt. Interessant in diesen Großstädten ist außerdem, dass man sich ohne Probleme in europäischen Verhältnissen bewegen könnte, wenn man wollte. In jeder Stadt gibt es eine Zona Rosa, so eine Art Spaß-Viertel, in dem uns bekannten Ketten ihre Vertriebspunkte haben oder Restaurants und Clubs dem europäischen oder amerikanischen Zeitgeist hinterher rennen. Dort bewegt sich in der Regel die Oberschicht der Stadt.
Auf dem Weg in den Norden zur Karibikküste Kolumbiens machten wir einen letzten Halt in der Friedensgemeinde San José. Die oben erwähnte Militärpräsenz in Bogotá sowie im ganzen Land lässt sich erklären durch anhaltende Kämpfe zwischen Guerilla, Militärs und Paramilitärs. Um ehrlich zu sein, bin ich bis an’s Ende der Reise nicht ganz dahinter gestiegen, warum wer gegen wen kämpft. Dies würde wahrscheinlich wesentlich mehr Zeit in Anspruch nehmen. Fest steht, dass diese Friedensgemeinde mit derzeit etwa 200 Bewohnern keine Autoritäten auf ihrem Gelände duldet. Dies führt natürlich dazu, dass die gewaltbereiten Truppen eine Zusammenarbeit mit der jeweils anderen Partei befürchten. Im letzten Jahr sind etwa 10% der Bevölkerung der Gemeinde durch Massaker und Morde gestorben. Wir fuhren mit Jeeps zu dem Gelände, welches derzeit einen Stützpunkt der Peace Brigades International beherbergt. Wir hatten uns vorher mit den Leuten vor Ort verständigt und so die Sicherheitslage oder etwaige Anfahrtsschwierigkeiten mit ihnen besprochen. Die beiden Mitarbeiter von den Peace Brigades stellten uns den Dorfbewohnern vor und erklärten uns ihre Aufgaben in der Gemeinde. Die Gemeinde war beeinruckend. Überall rannten Hühner, Schweine, Katzen und Hunde durch die Gegend. Zwischen Ihnen spielten Kinder. Eine ärztliche Versorgung gibt es nicht. Die Eltern geben den Unterricht in der Schule. Alles wirkte unheimlich idyllisch und friedlich. Doch unmittelbar im Dorf nebenan wurde von der kolumbianischen Regierung eine Militärbasis errichtet, so dass es von bewaffneten Soldaten außerhalb des Geländes nur so wimmelte. Die Leute aus der Gemeinde berichteten, dass es vor einiger Zeit in dem benachbarten Dorf einen Angriff der Paramilitärs gegeben hat, bei denen u.a. 20 Häuser in Brand gesetzt wurden. Nach dem Abzug der Paramilitärs erschienen dieselben Leute in Militäruniform und halfen beim Löschen. Solche Geschichten tragen zum Unverständnis der Lage vor Ort bei und erklären trotzdem ganz gut, warum sich solch eine Gemeinde bildet. Wir wurden mit viel Gastfreundlichkeit empfangen und das Interesse Außenstehender wurde begrüßt.
Der letzte Tag sollte etwas zur Entspannung dienen. Etwas weiter im Norden nahmen wir ein Schnellboot an einen abgelegenen Strand namens Trigaba. Als wir dort ankamen, fühlte ich mich etwas wie im Film „Die blaue Lagune“. In der ganzen Bucht gab es 4 oder 5 Häuser, die normalerweise schon als Hotels dienen, die aber zum Zeitpunkt unserer Anreise völlig leer standen. Bei einer älteren Frau, die ein bisschen die Rolle der guten Omi übernahm, kamen wir unter. Regenwald, Papageien, ein altes Fischerboot in der Bucht, ein Wrack, das vor wenigen Monaten erst gesunken war, Geckos an den Wänden unserer Hütte – Wahnsinn! Wir waren tatsächlich die einzigen Besucher. Wir wurden mit leckeren Meeresfrüchten versorgt, schnorchelten um das Wrack, lagen faul am Strand, tranken Bier und spielten Skat. Die Fischer des Bootes luden uns schließlich auch noch ein und schenkten uns riesige Muscheln, die sie beim letzten Fang mit im Netz hatten. Schade, dass wir nicht mehr Zeit hatten 🙁
Die Rückreise nach Bogotá dauerte mehr als 24 Stunden. Alle Busfahrten waren für mich mehr als unangenehm. Eine vernünftige Infrastruktur gibt es in Kolumbien nicht. Bedingt durch die Anden sind die meisten Strassen Serpentinstrassen und oft gibt es keinen Asphalt. Ich glaube fest, dass die Busfahrten die gefährlichsten Aktionen waren, die wir in diesem Land unternommen haben.